AMsemble des Stadttheaters Amberg – Spielleitung: Winfried Steinl
Letztes Jahr war Kafkajahr. Gedenken an seinen Tod vor 100 Jahren.
Dieser Kehlkopftuberkulosetod korrespondiert fast zwingend mit dem „Kafkaesken“, das zu einem Lebensgefühl des modernen Menschen und der jetzigen Welt sich entwickelt hat: Entfremdung, Isolation, existenzielle Angst, individuelle Ohnmacht, übermächtige Institutionen, Ausweglosigkeit, Absurdität. Damit ist Kafka zur Ikone geworden. „Auf TikTok gibt es mehr als 100.000 Videos zu #Kafka, die zusammen mehr als 100 Millionen Mal angesehen wurden“ (Der Spiegel, Nr. 23, 2024, S.101). Allein das weist doch auf ein Bedürfnis nach Widerspiegelung der eigenen existenziellen Unsicherheiten hin.
Eine Welt, die immer unverständlicher wird, zeigt sich gerade in Kafkas Erzählungen mit seinen surrealen Situationen. Um in diesen Ausweglosigkeiten bestehen zu können, gibt es entweder keine oder höchst groteske Lösungen. Und um seine Hilflosigkeit in diesen absurden Situationen aushalten zu können, rettet man sich in das Aus- und Verlachen. Galgenhumor? Vielleicht; schon seit Urzeiten ein Mittel, das grausliche Dasein auszuhalten: Satyrspiele, Schwänke, Fasnachtspiele, Bänkelsang, Possen, Grotesken, absurdes Theater, Tragikomödie, Slapstick, Dada etc.
Kafka bezeichnet sich selbst in einem Brief an Felice (1913) als einen „großen Lacher“ und sein Freund Max Brod berichtet, dass er keineswegs der schwermütige, traurige Typ, als den ihn viele sahen, gewesen sei. Er habe seine seltsamen Phantasien in den Erzählungen ausgebaut und „belebte sie vielseitig mit allen Humorfarben, mit immer neuen Einfällen einer eigenartigen Verspieltheit.“
Genau diese Wesensform in Kafkas Erzählungen zu finden war unser Anliegen bei der Suche nach einem neuen Theaterprojekt im „Kafka-Hype-Jahr“ 2024. Nicht der tausendfach interpretierte düstere Kafka sollte es sein, sondern der, der sein Grinsen bis hin zum Gelächter in seinen Narrativen mehr oder weniger versteckt. Deswegen ist es auch gut, dass das Todesjahr vorbei ist.
Entstanden ist (als unsere eigene Interpretation Kafkas) eine szenische Folge von Erzählungen, Textschnipseln, Aphorismen, Dokumententeilen, ineinander verwoben in eine dramatische Theaterform, zubereitet mit bühnentechnischen Effekten und musikalischer Klangvielfalt.
Franz K., ein großer Lacher! Vielleicht steckt er mit uns unser Publikum auch an. Probieren wir es.
Leitung Winfried Steinl
Eintritt 15,00 €
Vorverkauf 4. März 2025
Fotos © Wolfgang Schrüfer